Nachhaltigkeit in Indonesien

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Ich bin es gewohnt darauf zu achten was ich kaufe und konsumiere. In Deutschland kaufe ich beispielsweise nichts mehr, was nicht tierversuchsfrei ist (Ausnahme: Medikamente). Den Verbrauch von Plastik und den Konsum von tierischen Produkten habe ich stark reduziert. Auf Fleisch und Fisch verzichte ich komplett. Produkte von großen Konzernen und neue Kleidung aus dem kommerziellen Handel kaufe ich nicht mehr.

 

Nun aber lebe ich ein Jahr in Indonesien und mache einiges anders, als ich es gewohnt bin. Das fühlt sich oft komisch an und ich weiß noch nicht so recht was ich davon halten soll.

Ich möchte ein paar Erlebnisse und meine Gefühle dazu teilen, damit verständlich wird, wovon ich rede.

 

In jedem Supermarkt und auf jedem Esstisch stehen Nestlé-Produkte. Als wäre das hier die Marke. Und ja, vielleicht ist sie das auch. Nestlé hat es scheinbar echt gut drauf, Profit in Schwellen- und Entwicklungsländern zu machen. Und ich kann diese Sachen essen und trinken, aber es ist komisch, weil ich dem zu Hause immer so akribisch aus dem Weg gegangen bin.

Ähnlich geht es mir mit dem Essen von Fisch und Fleisch. Fisch ist irgendwie gar nicht so schlimm, aber Fleisch fühlt sich für mich noch ganz komisch an. Warum das einen Unterschied für mich macht, weiß ich nicht. Wenn das Fleisch nicht grade schon im Essen ist, man es sich gesondert nehmen kann, lasse ich es lieber weg. Aber vielleicht ist das auch Gewöhnungssache?!

Vor einigen Tagen war ich in einem Supermarkt, weil ich Deo und Shampoo brauchte. Also ging ich zu dem Regal mit den Shampoo. Ich hatte erwartet, dass ich wohl gar nicht wissen würde was ich kaufen soll, weil alle Shampoos von hier sein würden. Marken, die ich noch nie gesehen hatte, vielleicht für Haare, die ich nicht habe, beschriftet mit Worten, die mir nichts sagen. Doch nur ein Punkt dieser Erwartung erfüllte sich. Nämlich der, dass ich nicht wusste was ich kaufen soll. Das lag aber nicht daran, dass ich nicht wusste, was ich da vor mir hatte. Nein, ich wusste es ganz genau. Das Regal war gefüllt mit Shampoo von Pantene, Dove, Ganier und head and shoulders. Alles Marken von denen ich weiß, dass ich sie absolut nicht unterstützenswert finde. Ein paar Indonesische Shampoos gab es auch, aber ich wusste nicht, was davon für meine Haare geeignet wäre und griff deshalb doch zu head and shoulders. Als ich nach indonesischen Deos schaute, kam ein Verkäufer zu mir und führte mich zu einem anderen Regal. Ich sah Nivea und Rexona Deos in tausend Varianten. „Okay“, dachte ich mir „Ist schon nicht so schlimm.“ Und nahm unter Beobachtung des Käufers ein Rexona Deo in die Hand. Er grinste breit, als würde er mir sagen wollen: „Ja, gute Wahl!“

So ging ich also mit meiner Auswahl, gegen die ich in Deutschland lauthals protestiert hätte, zur Kasse. Die Plastiktüte, die mir die Verkäuferin gab, lehnte ich ab. Sie schaute etwas verwirrt drein. Scheinbar war es sehr unüblich seinen Einkauf in einen selbst mitgebrachten Stoffbeutel zu tun. Ich aber hatte das Gefühl der Welt nicht noch mehr Leid zufügen zu können, nachdem ich mich für dieses Shampoo und Deo entschieden hatte.

Das hört sich jetzt vielleicht alles ein bisschen übertrieben an, vor allem für die Leute, die selbst gar nicht auf diese Dinge achten.

Und ja, als ich meine Haare gewaschen habe, mit diesem wirklich toll riechenden Shampoo, da habe ich mir auch gedacht: „Ach ja, so ist das jetzt hier, es ist ja nur für ein Jahr.“

Aber was soll das heißen?

Nur ein Jahr? Für mich ist das ein Jahr, das stimmt.

Aber was ist mit den Menschen hier?

Die für immer hier leben, die immer Nestlé Produkte kaufen, weil ihnen kaum etwas anders übrig bleibt?

Oder weil sie vielleicht gar nicht wissen, wie schlimm diese riesen Konzerne sind und dass sie niemals an dem Wohl der Menschen, Tiere und Pflanzen interessiert sind, sondern einzig und allein an dem Profit.

Was ist mit denen?

Und was kann ich tun?

Kann ich überhaupt irgendwas tun?

Und wie kann ich mit diesen Fragen umgehen, mit dieser Wut, die dann manchmal in mir entsteht?

 

Ich erwarte noch keine Antworten auf all diese Fragen. Aber ich möchte sie stellen, sie mit euch teilen. Mich interessiert dieses Thema sehr und es inspiriert mich sogar zu einem Videoprojekt.

Ich werde sehen wie sich mein Gefühl dazu in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt oder verändert. Lasst mir gerne auch eure Gedanken und Fragen zu dem Thema in Form eines Kommentars da.

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Kommentare: 2
  • #1

    Sandra Kussat-Becker (Montag, 16 Oktober 2017 23:20)

    Hallo Lotte,
    deine Wahrnehmungen sind sehr interessant. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht in England und Frankreich. Obwohl ich längst nicht so umweltbewusst und verantwortlich einkaufe wie du, aber an verschiedenen Stellen achte ich schon darauf, hat es mich schockiert, dass in diesen Ländern noch viel mehr Verpackungsmüll anfiel. Ich denke, das liegt auch daran, dass wir Deutschland durch die Ökobewegung und die Grünen in den 80er Jahren (das ist meine Jugendzeit...), eine anderes Bewusstsein bekommen haben. Dieses gibt es in andern Ländern, zumal in sog. Schwellen- und Entwicklungsländern so nicht. Auch ist es eine Sache der Bildung. Außerdem ist bewusster Verzicht auf Produkte vielleicht immer auch ein Luxusthema. Wer vergleichsweise arm ist oder Armut kennt, legt mehr Wert auf die großen bekannten Marken, ohne über Folgen seines Konsums nachzudenken. Hauptsache man hat das Produkt. In der Nachkriegszeit in Deutschland gab es m. W. ähnliche Reaktionen. Das sind nur ein paar Gedanken... Was denkst du dazu?

  • #2

    Charlotte (Dienstag, 17 Oktober 2017 00:50)

    Hallo Sandra,
    vielen herzlichen Dank für deinen so ausführlichen Kommentar!
    Ich habe noch viel über das Thema nachgedacht und mir kamen sehr ähnlich Gedanken dazu.
    In ein paar Wochen werde ich wohl einen "Update Artikel" schreiben, um weitere Gedanken und neue Beobachtungen mit euch zu teilen.